Dieses Blog durchsuchen

Montag, 11. Juni 2012

2. RIA-Kolloqium in Berlin

Noch etwas erschlagen und zwischen zwei Fußballspielen lasse ich es mir nicht nehmen, von Berlin zu berichten.
Dort fand am Samstag, dem 9.6.12 das zweite Kolloquium der RIA (Restauratoren in Ausbildun), einer Untergruppe des VDR (Verband der Restauratoren) statt. (Zum Interessengruppentreffen am Freitagabend habe ich es leider nicht geschafft.)
Ab 10 Uhr wurden an der HTW Berlin Vorträge über allerlei Interessante Themen gehalten:
  • "Küss d' Hand - Wiener Schnitzel meets Currywurst"    (Hier wurde von zwei wiener Studenten  das Studium der Konservierung/Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste in Berlin vorgestellt. Zum Beispiel gibt es dort noch das Diplom. *Neid*)
  • "Grabungstechnik: Vorstellung des Studienganges und des Berufes" (Zwei Stundenten der HTW Berlin stellten ihren Studiengang vor und brachten zumindest mir eine Erkenntnis über Studien- und Berufsbild)
  • "Restaurierung und Herstellungstechnische Untersuchung einer hallstattzeitlichen bronzenen Kuh-Figur" (Durch den Vortag dieser Studentin erhielt ich Aufschluss über Restaurierung und Konservierung von archäologischem Kulturgut. Scheinbar habe ich bei meiner Berufswahl total verpeilt, dass es so etwas interessantes auch noch gibt!)
  • "Grabungstechnik HTW Berlin - aktuelle Projekte" (Der Titel erklärt sich von allein. Der Vortrag war auch sehr interessant.)
  • Restaurierung, Datierung und Interpretation eines Eisenzeitlichen Instruments aus Zvonimirovo, Koratien." (Interessantes Instrument [Ja, ichstand anfangs etwas auf dem Schlauch und dachte, es sein ein Musikinstrument damit gemeint und habe die ersten paar Minuten des Vortrages etwas gegrübelt >_<] und ein super Beispiel dafür, was Restaurierung alles aus Fundobjekten herausholen kann.)
  • "Untersuchung zur pH-Wert-Bestimmung an Flachsfasern mittels chemischer Sensoren." (Ich mag solche Vorträge. Es gibt reihenweise brauchbare Erkenntnisse und die Rednerin hat sich so ausgedrückt, dass nicht nur Fachchinesisch in meinem Hirn ankam :D)
  • "Auseinandersetzung mit klebrigen Magnettonbändern aus Ployesteruretan." (Gravierendes Schadensbild und eine einfache Lösung. Ein schöner Vortrag über ein vergleichsweise modernes Material.)
  • "Konservierung und Restaurierung eines Portraits von Franz Stephan I." (Ein Vortrag aus der selben Fachrichtung, in der man selbst praktiziert ist hier mental wie von einem Urlaub nach Hause zu kommen und sich einfach von altbekanntem erzählen zu lassen. Viel Erfolg der Rednerin mit der Retusche dieser riesigen Fehlstellen!"
  • "Erste Studie zu kupferfraßgeschädigten textilen Wandbespannungen des Herrenhauses Ermlitz mittels Poliestervlies-Mistlining." (Zwei meiner Meinung nach wichtige Lektionen gab es in diesem Vortag: Der Kupferfraß kam wirklich durch das Kupfer in den Grünpigmenten und die Mistlining-Methode [hier das Anrauen des Vlieses mittels Schleifpapier um eine größere Klebefläche zu erlangen] ins eine super Methode. Vor allem hierbei gab es der geschwächten Leinwand viel Halt. Und den braucht eine Tapete mehr als ein normales Leinwandgemälde)
  • "Lehm als Baumaterial und Wandmalereiträger in Ladakh." (Hier erfuhr man wieder, wie viel Restauratoren in der Welt herum kommen können, wenn sie nur wollen. Der Redner gab hierbei unter Anderem auch Einblick in die Kultur dieser, auf dem Schnittpunkt von Pakistan, Indien und China gelegenen Region.)
Anschließend gab es Abends noch eine Vortellung der Interessensgruppe RIA selbst zusammen mit einer kurzen Zusammenfassung mit dem, was am Abend zuvor so besprochen wurde. Dem folgte eine sehr lange Diskussionsrunde mit zwei Vertretern des VDR selbst. Zwar bin ich zumindest gerade nicht in der Lage alles wiederzugeben, was so besprochen wurde, jedoch kristallisierte sich vor allem das Problem Diplom-Bachelor-Master sowie ein generelles Problem zwischen den verschiedenen Hochschulen (beispielsweise kann man NICHT so einfach ohne Probleme seinen Bachelor hier und seinen Master dort absolvieren) heraus.

Zu guter Letzt gab es noch einen gemütlichen Abschluss mit Grillen, netten Gesprächen mit anderen Praktikanten und Studierenden, sowie Kicker und das Fußballspiel Deutschland gegen Portugal.

Es wurde vorgeschlagen, das nächste Kolloquium im Jahr 2013 in Dresden abzuhalten. Ich fände es super, denn so hätte ich auch eine Möglichkeit, mir einmal Dresden anzusehen ;)
Wer also mitmachen will: Schaut auf der Seite des VDR nach Neuigkeiten oder lasst sie euch zusenden, indem ihr Mitglied werdet! Für Mitglieder in Ausbildung befindet sich der jährliche Beitrag bei schlappen 10€. Da man mit der Karte auch in die meisten Museen kostenlos rein kommt (mein düsterer Blick schwenkt sich gen Bodemuseum), hat man den Beitrag auch ziemlich schnell wieder raus ;)

So, das wars erstmal wieder von mir. Wer mehr über das Kolloquium wissen möchte, der frage.
(Und jetzt schalte ich zurück ins Stadion ;D Ukraine gegen Schweden)

Montag, 4. Juni 2012

Erfahrungsbericht Aufnahmeprüfung

Zuersteinmal gibt gerade mal eine Hand voll Unis/Fachhochschulen/Akademien an denen man Konservierung und Restaurierung von Kulturgut erlernen kann und auch werden nicht an allen Orten alle Fachrichtungen gelehrt.

Ich habe mich 2011 an zwei Fachhochschulen Beworben: HAWK Hildesheim und CICS Köln

HAWK Hildesheim

Die Hauptzulassungsvorraussetzung für eine Aufnahmeprüfung an dieser Fachhochschule nahe Hannover ist eine Mappe mit mindestens 15 Zeichenproben die für Gewöhnlich bis Ende April abzugeben ist. Zwar musst man bei der Immatrikulation ein mindestens 12monatiges Praktikum in der gewünschten Fachrichtung vorweisen, doch da die nach der Prüfung erstandene Zulassung 3 Jahre gilt, kann man sich auch vor seinem Praktikum dort bewerben. Das finde ich eigentlich ganz schön, da jeder bei seinem Praktikum etwas anderes lernt. Zum Beispiel war mein Jahr beim Denkmalamt sehr Theorielastig. Dadurch erschrecken mich zwar keine Dokumentationen mehr, doch habe ich bei meinem jetzigen Praktikum bei dem freien Restaurator gemerkt, was mir alles an Praxis und wenigstens gewisser Routine fehlt.
Ansonsten braucht man mindestens Fachhochschulreife usw.  Aber das könnt ihr alles irgendwo hier finden
http://www.hawk-hhg.de/kulturgut/default.php

Wenn dann die Mappe, die man eingesandt oder vorbei gebracht hat, Gnade unter den Augen der Prüfer gefunden hat, wird man zur Prüfung eingeladen.
Diese baut sich dergestalt auf, dass man einen Tag und eine Uhrzeit bekommt, an der man zu erscheinen hat (das ganze Prüfungsprozedere dauert meines Wissens in Hildesheim eine Woche). Als erstes steht eine halbe Stunde "Bewerbungsgespräch" an, bei dem man je nachdem ein paar Wissensfragen gestellt bekommt und erzählen soll, wie man an diesen Beruf gekommen ist. Ich wurde auch gefragt, was in letzter Zeit Besonderes, restauratorisch Wertvolles passiert ist. (z.B. derzeit der Fall des Fälschers Beltracchi). Außerdem muss man seine Mappe vorstellen. Warum man welches Motiv genommen hat usw.
Danach ging es zum zweiten Teil der Prüfung, der aus einer (wenn mein gemartertes Hirn mich nicht trügt) halben Stunde Retusche auf einem bedruckten Blatt Papier mit Aquarell (ein Stück ist weiß und man muss nach Vorlage retuschieren) und einer schriftlichen Prüfung besteht. Beim schriftlichen Teil haben wir einen Text bekommen, zu dem wir Fragen beantworten mussten.

Tja und dann etwa 2 Wochen später gab es dann die Antwort.


CICS Cologne


Tja Köln... bisher habe ich noch immer nicht ganz verstanden, was man alles mitbringen soll, um dort angenommen zu werden. Vielleicht braucht es ja die richtige Kombination aus Wissen, Geschick, Praktikumsplatz und dem Faktor X. (Ich habe ein paar Mitprüflinge kennengelernt, die hatten Wissen und Können in Massen und wurden doch nicht angenommen)

Wie auch immer, lasst Euch nicht abschrecken, vielleicht habt Ihr ja genügend Faktor X ;)
Ich jedenfalls bin nach dem an so vielen Hochschulen übliche Prozedere von Arbeitsmappen (10 Zeichenproben Minimum), den Dokumentationen und dem üblichen Schnickschnack wie Praktikumsbescheinigung, Zeugnissen und so weiter zur Aufnahmeprüfung eingeladen worden, deren positives Ergebnis in diesem Fall keine 3 Jahre Gültigkeit hat. Wenn man jedoch eingeladen wird und die Prüfung versiebt, hat man fürs nächste Jahr noch ein Freilos und darf noch einmal an der Prüfung teilnehmen ohne erneut eine Bewerbung an die FH Köln zu senden.
Alles Wichtige für die Bewerbung, Abgabe etc findet ihr hier (ich schreibe hier nicht so mager weil ich die FH Köln nicht mag, nur verwehren mir meine grauen Zellen gerade den Dienst und ich kann mich nicht mehr so genau an alles entsinnen):
http://db.re.fh-koeln.de/ICSFH/

Nun zur Prüfung an sich.
Diese bestand aus 2 Tagen.
Tag 1 war der theoretische Teil des Ganzen. Hier wurde schriftlich alles Mögliche abgefragt: Kunstgeschichte, Restaurierung, Konservierung, Denkmalpflege, Pigmentlehre, Chemie usw. (Wenn man die Fachschaft anmailt schicken diese einem liebenswerterweise die alten Prüfungsfragen per Mail :D)

Tag 2 war für die Praxis des Ganzen da. (Man wird gebeten einen Haufen an Zeugs mitzubringen) Wir hatten zum Beispiel folgende Aufgaben:
-Retusche auf Papier (ähnlich Hildesheim nur ohne Vorlage)
-Abzeichnen einer Wäscheklammer in 2 ausführungen
-Kreieren eines Stuhls aus einem DinA4Blatt Papier
Dieser zweite Teil der Prüfung ging nur einen halben Tag und für alle 3 Aufgaben hatten wir insgesamt 4 Stunden Zeit.

Meiner Erinnerung nach kam dann 3-4 Wochen später eine Antwort.

Vielleicht hat das ja dem ein oder anderen weitergeholfen. Es würde mich auf jeden Fall sehr freuen!